Folge: 759 | 21. März 2010 | Sender: WDR | Regie: Thomas Jauch
Bild: WDR/Uwe Stratmann |
So war der Tatort:
Kindgerecht.
Die Kölner Hauptkommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) ermitteln bei ihrem 44. gemeinsamen Fall nämlich in erster Linie im Dienste der Kleinen – besser gesagt im Dienste vernachlässigter Sprösslinge, unglücklicher Pflegekinder und aus der Bahn geratener Teenager. Der ermordete Mitarbeiter des Jugendamts ist eigentlich nur notwendig, um den Einsatz der Kripo einleitend zu rechtfertigen und dem Publikum das gewohnte Whodunit-Schema zu servieren.
Was sich in den knapp neunzig Minuten zwischen Mord und Auflösung abspielt, hat weniger mit akribischer Ermittlungsarbeit, sondern mehr mit der Aufarbeitung einer gesellschaftlichen Problematik zu tun – und damit ist Kaltes Herz eine Kölner Tatort-Folge, wie sie klassischer kaum ausfallen könnte. Immerhin: Der Krimi verkommt nicht zum zu befürchtenden Rundumschlag gegen Ämter und den von der BILD-Zeitung so häufig beschworenen Behördenirrsinn.
Die beiden Tatort-Debütanten Peter Dommaschk und Ralf Leuther möchten in ihr Drehbuch möglichst viele Perspektiven einbringen: die einer überforderten Mütter in Person von Stefanie Karstmann (Miriam Horwitz, Kriegsspuren), die der machtlosen Jugendämter in Person von Matthias Hellwig (Charly Hübner, In eigener Sache), die eines Problemkindes in Person von Jenny Wande (Isolda Dychauk, Borowski und das Mädchen im Moor) und auch die ihrer Pflegeeltern Axel Küppers (Thomas Lawinky, Häuserkampf) und Tanja Küppers (Dagmar Leesch, Salzleiche).
Das gelingt dem Autorenduo überraschend gut – sieht man von gelegentlichen Binsenweisheiten, die sich in die Dialoge einschleichen und im Kölner Tatort häufiger zu beobachten sind, einmal ab.
HELLWIG:Kinder werden oft benutzt, um eigene Leerstellen im Leben zu füllen.
Der 759. Tatort, den Regisseur Thomas Jauch (Lastrumer Mischung) inszeniert, schwächelt dafür an anderer Stelle: bei der Besetzung.
Miriam Horwitz ist in Kaltes Herz nicht nur als junge Mutter mit der Erziehung, sondern auch schauspielerisch überfordert, hat allerdings vor allem damit zu kämpfen, dass ihre dauerkrakeelende, aufgebrezelte Karstmann als Figur aus grundsätzlich sehr anstrengend ausfällt.
Mühelos unterboten wird ihre Leistung noch von Charly Hübner (Blutdiamanten), der in der Rolle des Jugendamtmitarbeiters Matthias Hellwig zu keinem Zeitpunkt Prime-Time-Format mitbringt und sich mimisch vor allem in seiner letzten Sequenz für Krimi-Soap-Formate wie Niedrig und Kuhnt empfiehlt (umso bemerkenswerter, dass er wenige Wochen darauf als späterer Kultkommissar im Polizeiruf 110 aus Rostock debütiert und seine Sache dort um Längen besser macht).
Freddy Schenk gibt sich bei der mit der Brechstange in den Plot geflochtenen Schwangerschaft von Kollegin Franziska (Tessa Mittelstaedt) feinfühlig wie immer („Hast deine Tage, hm?“) und muss den Verlust seines heißgeliebten, aber in die Jahre gekommenen Oldtimers beklagen – das sorgt zwar für ein paar nette Pointen und amüsante Frotzeleien des Kollegen Ballauf, hievt Kaltes Herz aber letztlich nicht mehr über das graue Mittelmaß.
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