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Schichtwechsel

Folge: 561 | 28. März 2004 | Sender: NDR | Regie: Christine Hartmann

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So war der Tatort:

Nordisch unterkühlt – und doch alles andere als erfrischend


In Schichtwechsel ermittelt der neue Kieler Hauptkommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) zwar fast die ganze Zeit vor der Kulisse traumhafter Ostsee-Panoramen und stets mit einer steifen Brise im Gesicht, erfüllt die Hoffnungen auf frischen Wind in der Krimireihe aber (noch) nicht. 

Christine Hartmann (Die Unmöglichkeit, sich den Tod vorzustellen), die 2004 zum ersten Mal für einen Tatort auf dem Regiestuhl Platz nimmt, inszeniert den zweiten Fall des eigenbrötlerischen Ermittlers zwar stimmig und schnörkellos, ist letztlich aber stets Gefangene des konventionellen Drehbuchs, das deutlich einfallsärmer und bodenständiger ausfällt als in Borowskis unterhaltsamem Erstling Väter

Jan van der Bank, der als langjähriger Drehbuchautor der Küstenwache an der Ostseeküste eigentlich voll in seinem Element sein dürfte, konzipiert einen klassischen Whodunit, bei dem die Hauptverdächtigen schnell ausgemacht sind: Neben einigen Werftangestellten, die vom Tod des Betriebsratssprechers Bruhns (Bruno Apitz, Tod auf dem Rhein) profitieren, und Werftleiter Felix Ostendorf (Felix Eitner, Tote Männer) geraten vor allem Ostendorfs opportunistische Sekretärin Tatjana Matthies (Stefanie Stappenbeck, Eine ehrliche Haut) und deren minderbemittelter Bruder Benno (Arndt Schwering-Sohnrey, Hinkebein) ins Visier der Ermittler. 

Man muss kein großer Prophet sein, um vorauszusehen, wer die zweite Leiche im Tatort sein wird, von der sich Borowski in einer merkwürdig gefühlsduseligen Szene auf einem Holzsteg verabschiedet. 

Dass Schichtwechsel trotz des präzise skizzierten Schiffsarbeiter-Milieus in Zeiten von Stellenabbau, Streiks und Werftschließungen nie wirklich auf Touren bekommt, liegt aber auch daran, dass die Chemie zwischen den beiden Ermittlern nicht stimmt: Wie schon in Väter wird Borowski von seinem Assistenten
Alim Zainalow (Mehdi Moinzadeh) unterstützt, der als Figur auch bei seinem zweiten Einsatz vollkommen profillos bleibt und den spröden Kieler Hauptkommissar nicht ansatzweise aus der Reserve zu locken vermag. 
Trauriger Höhepunkt dieses Auftritts ist der müde Gag um einen schwulen Türsteher, der ein Auge auf den knackigen Hintern von Borowskis Assistenten geworfen hat und prompt auf ein Techtelmechtel aus ist. 


Auf der Zielgeraden deutet sich dann folgerichtig an, was den Kieler Tatort der nächsten Jahre qualitativ erheblich aufwerten wird: Psychologin Frieda Jung (Maren Eggert) fungiert in Zukunft nicht mehr nur als Borowskis Therapeutin und Flirt-Partnerin, sondern wird zunehmend in die aktuellen Ermittlungen eingebunden. Das erweist sich bereits im 561. Tatort als deutlich fruchtbarer für den Dialogwitz als die nervigen Kommentare Zainalows, der seine überflüssige Nebenrolle in der letzten Szene des Films unfreiwillig deutlich auf den Punkt bringt:


ZAINALOW: 

Verdammte Scheiße, und wer ist jetzt der Mörder?


Bewertung: 4/10


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