Bild: HR/Bettina Müller

Wann kommt der nächste Tatort mit Ulrich Tukur?

Hier erfährst du, wann die ARD den nächsten neuen Tatort aus Wiesbaden mit Felix Murot (Ulrich Tukur) und Magda Wächter (Barbara Philipp) sendet – und was gerade gedreht wird.


Der letzte Tatort mit Felix Murot (Ulrich Tukur) hieß Murot und das Paradies und lief am 22. Oktober 2023: Der LKA-Ermittler aus Hessen muss in diesem Arthouse-Krimi den Mord an einer Bankerin und einem Banker aufklären, die mit manipuliertem Bauchnabel tot aufgefunden wurden. Darüber hinaus begibt er sich zu einem Psychoanalytiker und auf die Suche nach dem ultimativen Glücksgefühl.

Uns hat der außergewöhnliche und mit zahlreichen filmischen Zitaten gespickte Arthouse-Krimi einmal mehr außerordentlich gut gefallen: Der Film verfehlte die Höchstwertung auf unserer Skala nur knapp und staubte herausragende 9 von 10 Punkten bei unserem Kritiker ab. Während viele Cineasten im Publikum sich freuten, konnten viele andere TV-Zuschauer mit dem mutigen Genremix wenig anfangen und schalteten vorzeitig ab.

Auch die Einschaltquote war mit weniger als 6 Millionen Zuschauern selbst für einen Murot-Tatort sehr niedrig – es war in dieser Hinsicht die schwächste Folge mit Tukur überhaupt.

Wie geht es nun in Hessen weiter?

Der 13. Tatort mit Felix Murot befindet sich seit April 2023 in Produktion: Er trägt den Arbeitstitel Murot und das 1000-jährige Reich und wurde zuvor auch unter dem Titel 1000 Jahre sind kein Tag geführt. Auf dem Regiestuhl saß Matthias X. Oberg, der zuletzt auch Murot und das Gesetz des Karma inszenierte. Das Drehbuch schrieben Michael Proehl, der bereits das Skript zum Tatort-Meilenstein Im Schmerz geboren verfasste, und Dirk Morgenstern, der gemeinsam mit Proehl auch am missglückten Bremer Tatort Wer Wind erntet, sät Sturm mitschrieb. Ulrich Tukur und Barbara Philipp spielen darin Doppelrollen – das berichtet die Hessenschau, die einen sehr lesenswerten Setbericht veröffentlicht hat.

Der Krimi taucht in das Jahr 1944 ein und spielt in einem hessischen Dorf während des Zweiten Weltkriegs. Er erzählt die Geschichte des Kriegsverbrechers Hagen von Steier, dem sein später Prozess gemacht werden soll und der nach seinem Flug von Südamerika nach Frankfurt bereits von Felix Murot und seiner Assistentin Magda Wächter (Barbara Philipp) erwartet wird. Murot war von Steier schon vor 30 Jahren auf der Spur, doch der konnte damals entkommen. Gedreht wurde viel im Hessenpark in Neu-Anspach, die BILD-Zeitung hat Setfotos mit historischen Kostümen und Kulissen veröffentlicht. Das Blatt zitiert Ulrich Tukur, der in den 40er Jahren den ermittelnden Kommissar Rother mimt: „In diesem Film gibt es alles. Nazis, Anti-Nazis und komische Figuren, die gelandet sind. Es entsteht ein Gefühl, dass eine Welt zusammenbricht. Es wird ungewöhnlich und spannend.“ Der Historienkrimi aus Hessen feiert am Sonntag, 20. Oktober 2024 um 20.15 Uhr seine TV-Premiere im Ersten. Vorab ist er bereits am 25. August und an weiteren Tagen beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen zu sehen.

An den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ließ Ulrich Tukur in einem anderen Interview bei T-Online im Übrigen kein gutes Haar: „Die Luft wird dünner, das Geld wird weniger, es wird immer schwieriger. Diese Riesenapparate werden immer selbstreferenzieller. Die müssen die ganzen Pensionsansprüche der Mitarbeiter befriedigen“, frotzelte Tukur im Juli 2022. Das sei der Grund, warum immer weniger Geld für gute Filme ausgegeben werde. „Es ist nur ein ganz geringer Prozentsatz, der noch in das fließt, was man Kunst nennt“, so der Schauspieler. 

In diesem Interview ließ Tukur auch durchklingen, dass sich das Ende seiner Tatort-Ära anbahnt: Er sprach von „zwei, drei Jährchen“ und verwies darauf, dass Staatsbeamte mit 65 normalerweise im Pensionat seien. Grundvoraussetzung für weitere Tatort-Folgen sei außerdem, dass man sich nicht wiederhole und authentisch bleibe. Seinen 65. Geburtstag feierte Ulrich Tukur am 29. Juli 2022. Auch in einem RND-Interview im Dezember 2022 äußerte sich der Künstler zum Ende seiner Tatort-Laufbahn: „Endlos werde ich das natürlich nicht weitertreiben; irgendwann schwächelt der Sender, erlahmen die Drehbücher, entzieht sich das Publikum, dürfen alte weiße Männer keine Polizisten mehr spielen – oder ich kann mir meine Sätze nicht mehr merken.“

Mindestens einen weiteren Tukur-Tatort wird es aber noch geben: Er trägt den Arbeitstitel Murot und der Elefant im Raum und wird seit Mai 2024 unter Regie von Dietrich Brüggemann gedreht, der auch das Drehbuch schrieb. Brüggemann, der 2021 durch die von ihm initiierte #allesdichtmachen-Aktion in die Schlagzeilen geriet, inszenierte bereits den grandiosen Tatort-Meilenstein Murot und das Murmeltier sowie die humorvoll angehauchten Stuttgarter Folgen Stau und Das ist unser Haus. Sein vierter Tatort dürfte in der 2. Jahreshälfte 2025 auf Sendung gehen, die Hessenschau berichtet von den Dreharbeiten im Main-Kinzig-Kreis und zeigt erste Filmausschnitte.

In diesem Krimi leidet Murot unter psychischen Strapazen und unterzieht sich einer Therapie: Mithilfe einer neu entwickelten Maschine kann er in seiner Psyche spazieren gehen wie in einer Landschaft. Die Methode kommt ihm auch beim Kriminalfall zugute: Eine Mutter entführt ihren fünfjährigen Sohn, für den sie das Sorgerecht verloren hat, und taucht mit ihm in einer Waldhütte im Taunus unter. Weil sie etwas vergessen hat, muss sie noch einmal zurück, während der Junge in der Hütte bleibt – sie wird aber von einem Dorfpolizisten entdeckt und fällt nach einer Verfolgungsjagd ins Koma. Weil Murot und seine Kollegin Wächter vergeblich nach der Waldhütte suchen, versuchen sie schließlich, mithilfe der Maschine in die Psyche der schlafenden Mutter einzudringen… 

Einen Gastauftritt in diesem skurrilen Krimi haben Musiker Heinz-Rudolf Kunze und Rammstein-Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz, der einen Arzt spielt. Auch Christiane Rösinger war für einen Auftritt eingeplant, sagte dieses Engagement angesichts des Mitwirkens von Flake aber wieder ab.

Die nächsten TV-Termine für den Wiesbadener Tatort im Überblick:

Murot und das 1000-jährige Reich
Sonntag, 20. Oktober 2024, 20.15 Uhr, Das Erste

Murot und der Elefant im Raum
voraussichtlich 2. Jahreshälfte 2025

Über den Wiesbadener Tatort

Die Tatort-Folgen mit LKA-Ermittler Felix Murot (Ulrich Tukur) zählen eindeutig zu den meistgeliebten, aber auch zu den meistgehassten und umstrittensten der Krimireihe – und für große Teile des Feuilletons auch eindeutig zu den besten.

Nicht von ungefähr haben der Hessische Rundfunk (HR) und die beteiligten Regisseure und Drehbuchautoren seit dem Erstling Wie einst Lilly von 2010 schon reihenweise Filmpreise für ihre mutigen und eigenwilligen Arthouse-Krimis abgeräumt. Von den deutschen Fernsehzuschauern wird das aber nicht immer honoriert: Mit Blick auf die Einschaltquoten rangieren die Tatort-Folgen aus Wiesbaden meist auf den hinteren Plätzen.

Bei den Zuschauern sorgen die ausgefallenen Tatort-Experimente fast zwangsläufig für ein geteiltes Echo und liefern dabei reichlich Gesprächsstoff: Die bahnbrechende Shakespeare-Tarantino-Western-Oper Im Schmerz geboren von 2014 hält nicht nur den Rekord für die meisten Leichen in einer Tatort-Episode, sondern gilt bei vielen Filmkritikern (unsere Redaktion eingeschlossen) als beste Tatort-Folge aller Zeiten. Murot und seine Assistentin Magda Wächter (Barbara Philipp), die ihm in allen Krimis aus Hessen zur Seite steht, treffen darin auf den charismatischen Gegenspieler Richard Harloff (Ulrich Matthes) – ein grandios gespieltes Psychoduell.

Die komplex verschachtelte und vor Selbstironie förmlich triefende Film-im-Film-Konstruktion Wer bin ich? von 2015, in der der Schauspieler Ulrich Tukur seiner Figur Felix Murot sowie den Tatort-Kollegen Wolfram Koch und Martin Wuttke begegnet, sowie die köstliche Hollywood-Hommage Murot und das Murmeltier, die die Idee aus der Zeitschleifenkomödie Groundhog Day aufgreift, erhielten von uns 2015 und 2018 ebenfalls die Höchstwertung. 

Dafür hat es bei der stylishen Edgar-Wallace-Hommage Das Dorf von 2011 und dem atmosphärisch wahnsinnig dichten Tatort Es lebe der Tod von 2016 zwar nicht ganz gereicht, doch auch diese beiden Krimis zählen aus Sicht unserer Redaktion zum besten, was man sonntags in der ARD zu sehen bekommt. Knapp an der Höchstwertung vorbei schrammte 2023 auch der Tatort Murot und das Paradies, der ebenfalls mit zahlreichen Hollywood-Verweisen aufwartete und bei großen Teilen des Publikums durchfiel.

Cineasten kamen auch 2019 beim Tatort Angriff auf Wache 08 auf ihre Kosten, weil die Filmemacher zahlreiche Motive und Handlungselemente aus John Carpenters Thriller „Assault – Anschlag bei Nacht“ von 1976 aufgriffen und in einen spannenden Sonntagskrimi ummünzten. Eine nicht minder sehenswerte Hommage an Jaques Tatis heitere Sommerkomödie „Die Ferien des Monsieur Hulot“ war wiederum der Tatort Die Ferien des Monsier Murot von 2020, der mit einer köstlichen Doppelgänger-Idee überzeugte.

Auch der meist so starke Tatort aus Wiesbaden hat bisweilen aber kleine Durchhänger: Der dritte Murot-Tatort Schwindelfrei von 2013, der in einem Zirkus spielt und Ulrich Tukur die Gelegenheit zum Musizieren gab, fiel im Vergleich zu anderen Folgen aus Wiesbaden recht harmlos aus. Im prominent besetzten Tatort Murot und das Prinzip Hoffnung von 2021 hingegen verhedderten sich die Filmemacher in einem eher spannungsarmen philosophischen Exkurs, den die tolle Darstellerriege um Ulrich Tukur, Karoline Eichhorn und Lars Eidinger nur bedingt auffangen konnte. Auch Murot und das Gesetz des Karma blieb 2022 hinter den (sehr hohen) Erwartungen zurück.