Hier erfährst du, wann die ARD den nächsten neuen Tatort aus Wiesbaden mit Felix Murot (Ulrich Tukur) und Magda Wächter (Barbara Philipp) sendet – und was gerade gedreht wird.
Der letzte Tatort mit Felix Murot (Ulrich Tukur) hieß Murot und das 1000-jährige Reich und lief am 20. Oktober 2024: Ulrich Tukur spielt in diesem Tatort eine Doppelrolle, nämlich Felix Murot und den Sonderermittler Rother, der es im Jahr 1944 mit einem Kriegsverbrecher zu tun bekommt, dem im Jahr 2024 sein später Prozess gemacht werden soll.
Uns hat dieser Tatort zwar gefallen, aber nicht so vom Hocker gehauen wie manch andere Folge aus Hessen: Unser Kritiker vergab solide 6 von 10 Punkten auf der Bewertungsskala und monierte vor allem die flache Spannungskurve. Beim TV-Publikum ergab sich einmal mehr ein gemischtes Stimmungsbild mit positiver Gesamttendenz, die Einschaltquote fiel mit nur gut 6 Millionen Menschen allerdings einmal mehr für Tatort-Verhältnisse schwach aus.
Wie geht es nun in Hessen weiter?
Der nächste Tatort mit Ulrich Tukur ist bereits im Kasten: Er trägt den Arbeitstitel Murot und der Elefant im Raum und wurde im Mai 2024 unter Regie von Dietrich Brüggemann gedreht. Der umstrittene Filmemacher schrieb auch das Drehbuch. Brüggemann, der 2021 durch die von ihm initiierte #allesdichtmachen-Aktion über mehrere Wochen in die Schlagzeilen geriet, inszenierte auch schon den grandiosen Tatort-Meilenstein Murot und das Murmeltier sowie die humorvoll angehauchten Stuttgarter Folgen Stau und Das ist unser Haus. Sein nunmehr vierter Tatort dürfte in der 2. Jahreshälfte 2025 auf Sendung gehen. Die Hessenschau berichtet von den Dreharbeiten im Main-Kinzig-Kreis und zeigt erste Filmausschnitte. Einen Gastauftritt in diesem skurrilen Krimi haben Musiker Heinz-Rudolf Kunze und Rammstein-Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz, der einen Arzt spielt. Auch Christiane Rösinger war für einen Auftritt eingeplant, sagte dieses Engagement angesichts des Mitwirkens von Flake aber wieder ab.
In Murot und der Elefant im Raum leidet der hessische LKA-Kommissar unter psychischen Strapazen und unterzieht sich einer Therapie: Mithilfe einer neuen Maschine kann er in seiner Psyche spazieren gehen wie in einer Landschaft. Die Methode kommt ihm auch beim Kriminalfall zugute: Eine Mutter entführt ihren fünfjährigen Sohn, für den sie das Sorgerecht verloren hat, und taucht mit ihm in einer Waldhütte im Taunus unter. Weil sie etwas vergessen hat, muss sie noch einmal zurück, während der Junge in der Hütte bleibt – sie wird aber von einem Dorfpolizisten entdeckt und fällt nach einer Verfolgungsjagd ins Koma. Weil Murot und seine Kollegin Wächter vergeblich nach der Waldhütte suchen, versuchen sie schließlich, mithilfe der Maschine in die Psyche der schlafenden Mutter einzudringen…
Ob es darüber hinaus einen weiteren Murot-Tatort geben wird, ist momentan noch nicht bekannt: Im Juli 2022 ließ Ulrich Tukur jedenfalls durchklingen, dass sich das Ende seiner Tatort-Ära anbahnt. In einem Interview bei T-Online sprach er von „zwei, drei Jährchen“ und verwies darauf, dass Staatsbeamte mit 65 normalerweise im Pensionat seien. Grundvoraussetzung für weitere Tatort-Folgen sei außerdem, dass man sich nicht wiederhole und authentisch bleibe. Seinen 65. Geburtstag feierte Ulrich Tukur bereits am 29. Juli 2022. Auch in einem RND-Interview im Dezember 2022 äußerte sich der Künstler zum Ende seiner Tatort-Laufbahn: „Endlos werde ich das natürlich nicht weitertreiben; irgendwann schwächelt der Sender, erlahmen die Drehbücher, entzieht sich das Publikum, dürfen alte weiße Männer keine Polizisten mehr spielen – oder ich kann mir meine Sätze nicht mehr merken.“
An den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ließ Ulrich Tukur im Interview bei T-Online im Übrigen kein gutes Haar: „Die Luft wird dünner, das Geld wird weniger, es wird immer schwieriger. Diese Riesenapparate werden immer selbstreferenzieller. Die müssen die ganzen Pensionsansprüche der Mitarbeiter befriedigen“, frotzelte Tukur im Juli 2022. Das sei der Grund, warum immer weniger Geld für gute Filme ausgegeben werde. „Es ist nur ein ganz geringer Prozentsatz, der noch in das fließt, was man Kunst nennt“, so der Schauspieler.
Die nächsten TV-Termine für den Wiesbadener Tatort im Überblick:
Murot und der Elefant im Raum
voraussichtlich 2. Jahreshälfte 2025
Über den Wiesbadener Tatort
Die Tatort-Folgen mit LKA-Ermittler Felix Murot (Ulrich Tukur) zählen eindeutig zu den meistgeliebten, aber auch zu den meistgehassten und umstrittensten der Krimireihe – und für große Teile des Feuilletons auch eindeutig zu den besten.
Nicht von ungefähr haben der Hessische Rundfunk (HR) und die beteiligten Regisseure und Drehbuchautoren seit dem Erstling Wie einst Lilly von 2010 schon reihenweise Filmpreise für ihre mutigen und eigenwilligen Arthouse-Krimis abgeräumt. Von den deutschen Fernsehzuschauern wird das aber nicht immer honoriert: Mit Blick auf die Einschaltquoten rangieren die Tatort-Folgen aus Wiesbaden meist auf den hinteren Plätzen.
Bei den Zuschauern sorgen die ausgefallenen Tatort-Experimente fast zwangsläufig für ein geteiltes Echo und liefern dabei reichlich Gesprächsstoff: Die bahnbrechende Shakespeare-Tarantino-Western-Oper Im Schmerz geboren von 2014 hält nicht nur den Rekord für die meisten Leichen in einer Tatort-Episode, sondern gilt bei vielen Filmkritikern (unsere Redaktion eingeschlossen) als beste Tatort-Folge aller Zeiten. Murot und seine Assistentin Magda Wächter (Barbara Philipp), die ihm in allen Krimis aus Hessen zur Seite steht, treffen darin auf den charismatischen Gegenspieler Richard Harloff (Ulrich Matthes) – ein grandios gespieltes Psychoduell.
Die komplex verschachtelte und vor Selbstironie förmlich triefende Film-im-Film-Konstruktion Wer bin ich? von 2015, in der der Schauspieler Ulrich Tukur seiner Figur Felix Murot sowie den Tatort-Kollegen Wolfram Koch und Martin Wuttke begegnet, sowie die köstliche Hollywood-Hommage Murot und das Murmeltier, die die Idee aus der Zeitschleifenkomödie Groundhog Day aufgreift, erhielten von uns 2015 und 2018 ebenfalls die Höchstwertung.
Dafür hat es bei der stylishen Edgar-Wallace-Hommage Das Dorf von 2011 und dem atmosphärisch wahnsinnig dichten Tatort Es lebe der Tod von 2016 zwar nicht ganz gereicht, doch auch diese beiden Krimis zählen aus Sicht unserer Redaktion zum besten, was man sonntags in der ARD zu sehen bekommt. Knapp an der Höchstwertung vorbei schrammte 2023 auch der Tatort Murot und das Paradies, der ebenfalls mit zahlreichen Hollywood-Verweisen aufwartete und bei großen Teilen des Publikums durchfiel.
Cineasten kamen auch 2019 beim Tatort Angriff auf Wache 08 auf ihre Kosten, weil die Filmemacher zahlreiche Motive und Handlungselemente aus John Carpenters Thriller „Assault – Anschlag bei Nacht“ von 1976 aufgriffen und in einen spannenden Sonntagskrimi ummünzten. Eine nicht minder sehenswerte Hommage an Jaques Tatis heitere Sommerkomödie „Die Ferien des Monsieur Hulot“ war wiederum der Tatort Die Ferien des Monsier Murot von 2020, der mit einer köstlichen Doppelgänger-Idee überzeugte.
Auch der meist so starke Tatort aus Wiesbaden hat bisweilen aber kleine Durchhänger: Der dritte Murot-Tatort Schwindelfrei von 2013, der in einem Zirkus spielt und Ulrich Tukur die Gelegenheit zum Musizieren gab, fiel im Vergleich zu anderen Folgen aus Wiesbaden recht harmlos aus. Im prominent besetzten Tatort Murot und das Prinzip Hoffnung von 2021 hingegen verhedderten sich die Filmemacher in einem eher spannungsarmen philosophischen Exkurs, den die tolle Darstellerriege um Ulrich Tukur, Karoline Eichhorn und Lars Eidinger nur bedingt auffangen konnte. Auch Murot und das Gesetz des Karma blieb 2022 hinter den (sehr hohen) Erwartungen zurück.