Denn beim zweiten gemeinsamen Fall des neu formierten Dortmunder Ermittlerquartetts Peter Faber (Jörg Hartmann), Martina Bönisch (Anna Schudt), Jan Pawlak (Rick Okon) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) dreht sich (fast) alles um sogenannte Pick-Up-Artists – manipulative, frauenverachtende Aufreißer also, die vom ersten Ansprechen bis zum Sex einem genauen Plan folgen und einstudierte Verhaltensmuster und Tricks nutzen, um möglichst viele Frauen zu verführen.
Ein solcher „Künstler“ ist auch das Mordopfer: Der 28-jährige Polizeihauptmeister Nicolas Schlüter (Daniel Kötter), der seinem Kollegen Paul Lohse (Jonas Friedrich Leonhardi) die Beförderung weggeschnappt hat, wird beim Joggen von einem Auto überfahren – erst einmal, dann noch ein zweites Mal. Eine brutale Mordmethode, die 2017 im starken Bremer Tatort Nachtsicht in ähnlicher Form zelebriert wurde – doch an ihr liegt es nicht, dass Rechtsmedizinerin Dr. Greta Leitner (Sybille J. Schedwill) bei der Untersuchung der Leiche seltsam angefasst wirkt. Auch sie hat sich nämlich mit dem Ermordeten eingelassen und wurde – sehr zur Überraschung von Faber, Bönisch & Co. – auch noch beim Sex gefilmt.
Faber, der noch an seiner Abfuhr im Dortmunder Vorgänger Heile Welt zu knabbern hat und machtlos mitansehen muss, wie Bönisch mit ihrem Lover und SpuSi-Kollegen Sebastian Haller (Tilmann Strauß) herumturtelt, lässt sich in diesem Krimi ebenfalls mit einer Frau ein – Kathrin Steinmann (Anne Ratte-Polle, Die Ferien des Monsieur Murot) weilt allerdings noch unter den Lebenden und zählt als Chefin des getöteten Polizisten zu den Tatverdächtigen in diesem Krimi. Die Liaison tut Fabers Seelenleben unheimlich gut – seinen sonst so markanten Sprüchen fehlt in Masken allerdings häufig der Biss.
FABER:
Was sendet der Polizeifunk sonst noch über mich?
STEINMANN:
Naja, dass Sie ’nen Knall haben und dass man mit Ihnen nicht arbeiten kann.
FABER:
Moment! Ich hab‘ keinen Knall. Ich hab‘ ’nen Riesenknall.
Zu hören und zu sehen ist von diesem Riesenknall wenig: Vergleicht man Fabers Auftritt im 1180. Tatort mit seinen Eskapaden in Folgen wie Auf ewig Dein oder Inferno, wirkt das Enfant Terrible früherer Tage geerdet, ja stellenweise fast wie ein Softie. Seit Fabers Erzfeind Markus Graf (Florian Bartholomäi) in Monster das Zeitliche gesegnet hat, scheint der WDR einen schleichenden Kurswechsel zu vollziehen – mit Blick auf das geschlossene Kapitel eine nachvollziehbare Figurenentwicklung, doch geht sie leider spürbar auf Kosten des Unterhaltungswerts und beraubt den Krimi aus dem Ruhrpott ein Stück weit seiner DNA.
Auch sonst gelingt es den Drehbuchautoren Arnd Mayer und Claudia Matschulla eher selten, mit ihrem klassischen Whodunit mitzureißen: Wurde fehlende Spannung in den Dortmunder Folgen der letzten Jahre oft durch starke Charaktere und die Reibungen innerhalb des Ermittlerteams aufgefangen, will das diesmal nicht recht gelingen. Zu durchgeplant und überraschungsarm wirkt die Geschichte, zu vorhersehbar gestaltet sich die Auflösung der Täterfrage. Und mancher Nebenfigur, die als Mörder/in infrage kommt, fehlt es auch an Profil – allen voran Simone Schlüter (Kyra Sophia Kahre, Gefangen), der betrogenen schwangeren Gattin des Toten.
So ist eine Veranstaltung des bemerkenswert selbstverliebten Arztes und frauenverachtenden Pick-Up-Artists Dr. Johannes Oberländer (Simon Böer, Familien), die stark an den acht Monate zurückliegenden Kieler Tatort Borowski und die Angst der weißen Männer erinnert, noch das Erinnerungswürdigste an diesem Krimi, der der Maskierung der zu 99 Prozent aus Männern bestehenden Eventbesucher seinen Titel verdankt: Faber wird im ausverkauften Saal auf die Bühne geholt und muss sich als Pick-Up-Artist versuchen, während Bönisch im Publikum sitzt – da darf die Einladung auf ein „lecker Pils“ natürlich nicht fehlen.
In der zweiten Filmhälfte verlässt die Geschichte diese toxische Männerwelt aber wieder – und konzentriert sich stärker auf die Welt zweier Frauen, nämlich auf die von Kathrin Steinmann und ihre ebenfalls für die Polizei tätigen Tochter Jessica (Michelle Barthel, Wo ist Mike?). Als die beiden im Wohnzimmer eine seltsam innige Tanznummer aufs Parkett legen, kristallisiert sich langsam heraus, wo der Hase in diesem überraschend unspektakulären Tatort lang läuft – mit Blick auf die Vorwochen und eigenwillig-polarisierende Krimis wie Murot und das Prinzip Hoffnung, Dreams oder Luna frisst oder stirbt kann unspektakulärer Durchschnitt aber auch durchaus wohltuend sein.
Spannend und super gespielt! Das Team passt endlich richtig gut zusammen. Wie gut, dass die schielende Vorgängerin, die immer nur wie ein trotziges Kind rumquengelte, weg ist. Jetzt passt's! Faber und Co. machen Spaß beim Zuschauen. Richtig gute Sonntagabend-Unterhaltung! Weiter so bitte!
Ein hervorragender Tatort, spannend vom Anfang bis zum Ende mit sehr guten schauspielerischen Leistungen. Danke an das Dortmunder Team für den schönen Tatortabend, weiter so.
Toller Tatort Danke!
Ich finde es gar nicht schlimm, dass Herr Faber etwas sanfter wird.
Die neue Kollegin passt auch sehr gut ins Team. Sie ist mir sehr sympathisch.
Weiter so!!
Und niemand hat gekotzt!
Es geht also auch ohne dieses unappetitliche Geschehen!
Vielen Dank!
Ansonsten solide Unterhaltung, meine Frau ist zwar eingeschlafen, aber ich habe durchgehalten! 7,36 von 10 Punkten
Schreibe einen Kommentar