Folge: 1209 | 18. September 2022 | Sender: SWR | Regie: Niki Stein
Bild: SWR/Benoît Linder |
BOOTZ:Wofür braucht der ’nen Wecker?LANNERT:
Du meinst, Obdachlose haben keine Termine? Was meinst du, wie oft die antanzen müssen beim Amt?
Folge: 1209 | 18. September 2022 | Sender: SWR | Regie: Niki Stein
Bild: SWR/Benoît Linder |
BOOTZ:Wofür braucht der ’nen Wecker?LANNERT:
Du meinst, Obdachlose haben keine Termine? Was meinst du, wie oft die antanzen müssen beim Amt?
Dieser Tatort erinnert an gleich zwei großartige Stuttgarter Tatorte der letzten Jahre. Noch viel auffälliger als die Ähnlichkeiten zu “Der Mann, der lügt” (2018) finde ich die Parallelen zu “Stau” (2017), in dem Bootz und Lannert ebenfalls nach Fahrerflucht mit Todesfolge ermitteln und Lannert die Täterin dank eines Appells an ihr Gewissen in den allerletzten Krimisekunden überführt. An die Klasse dieser Krimis kommt “Der Mörder in mir” (2022) jedoch nicht heran.
Keine Frage: Es ist zum Verzweifeln, wie der Protagonist durch die Beseitigung von Spuren immer wieder neue Probleme erschafft. Als glücklich verheirateter Familienvater, der aufrichtige Reue zeigt, macht er es den Zuschauern schwer, auf seine gerechte Strafe zu hoffen. Im Dilemma zwischen Mitgefühl und Gerechtigskeitsempfinden befindet sich auch die Identifikationsfigur Laura Rensing. Als Lannert an ihr Gewissen appelliert, bleibt bis zuletzt offen, wie sie sich entscheiden wird – ob sie ihren Nachbarn schützen oder doch die Wahrheit ans Licht bringen wird, um der Gerechtigkeit willen.
Das offene Ende ist zwar etwas verwirrend, war jedoch eine gute Entscheidung, weil er zum Nachdenken anregt. Darüber, welch reichweitende Folgen die Falschaussage Rensings hat. Darüber, wie wir wohl gehandelt hätten. Und auch darüber, ob es denn jetzt gut ist, dass die Kommissare letztendlich die Hoffnung aufgeben mussten.
Es ist auch schön zu sehen, dass Rechtsanwälte ausnahmsweise nicht unsympathisch charakterisiert werden. Dielling ist nicht herzlos, sondern einfach ein bemitleidenswerter Feigling. Auch sein Anwalt ist nicht ein böses Biest, dessen einzige Intention die Behinderung der Polizeiarbeit ist, sondern ein ganz normaler Mann, der sich höflich für den Kaffee bedankt und anschließend einfach seinen Job macht.
Trotz der exzellenten Ansätze würde ich keine 8/10 Punkte vergeben. Denn bei Betrachtung des Drehbuchs entpuppen sich entscheidende Defizite. Und damit meine ich nicht Lappalien wie das vergessene Schwäbeln oder die zu dick aufgetragene tragische Lebensgeschichte des Toten.
Die tragische Geschichte der vernachlässigten Tochter, die viel zu kurz angerissen wird, hätte es nicht gebraucht. Der Tod eines Menschen sollte tragisch genug sein.
Außerdem zieht sich die Geschichte trotz der reizvollen Ausgangslage doch ein wenig und scheint sich immer wieder im Kreis zu drehen. Denn lange Zeit geht es vor allem um die Frage, ob Rensing ihren Nachbarn durchschaut hat. Hier geht es nicht wirklich vorwärts. Dadurch, dass Dellien immer wieder versucht, Näheres herauszufinden, um anschließend wieder irgendwelche Spuren zu verwischen, wirkt der Film etwas repetitiv.
Ungünstig ist auch, dass die Geschichte von Zufällen nur so strotzt: Dass Dellien beim Abfackeln des Dienstwagens nicht gesehen wird, dass er im entscheidenden Moment unterbrochen wird, bevor er sich der Polizei stellt, dass seine Tochter und der Sohn der wichtigsten Zeugin dieselbe Schule besuchen – alles etwas unglaubwürdig. Das Handeln der Akteure ist ebenfalls nicht uneingeschränkt nachvollziehbar: Dass die Ehefrau zu Dellien hält, ist zwar logisch, aber warum Rensing zu einem frühen Zeitpunkt nicht die Polizei verständigt, bleibt ein Rätsel – besonders nachdem sich die Hausherrin kaum bedankt, als Rensing die Kappe zurückbringt.
Nicht zuletzt ist die Besetzung im Kommissariat etwas anstrengend. Bootz’ schlechte Laune ist unerträglich. Die schwäbelnde, nervtötend überdrehte Kommissarsanwärterin wird hoffentlich bald ihre Ausbildung beenden und in einer anderen Stadt einen Job finden. Immerhin sorgen Bootz’ Updates zu seiner Familie für einige Nostalgiemomente. Die zähe Handlung bringen diese aber nicht voran.
Unterm Strich wartet dieser Tatort zwar mit tollen Ansätzen auf, in der Umsetzung haben sich jedoch nicht unbedeutende Makel herauskristallisiert. Aufgrund der spannenden Fragestellung, die der Geschichte zugrundeliegt, ist er durchaus sehenswert, ein ganz großer Wurf ist er aber nicht. 6/10 Punkte.
Sehr guter Tatort, das Thema wird leider viel zu wenig in den Fokus gesetzt.
Teils sehr komosch, aber für deinen guten tatort sehr langweilig!
Ich fand den Tatort insgesamt mittelmäßig. Ich mag das Ermittler-Duo und die Geschichte hatte eine sehr tragische Dynamik. Leider war die Umsetzung nicht so gut, wie das Thema es verdient hätte. Aber eins fand ich wirklich ganz ganz schlimm! Und zwar das Verhalten der neuen Kommissarsanwärterin! Was sollte das? Die Frau ist im gehobenen Dienst tätig und wird total verblödet dargestellt?!? Warum? Und wozu? Eine natürliche taffe neue Kollegin wäre eine tolle Bereicherung für das Team gewesen – stattdessen wird die arme Frau wie ein verklemmtes Dummchen hingestellt, das sich nicht artikulieren kann. Bescheuerte Idee!
Ich kann die positiven Bewertungen in der Presse nicht ganz nachvollziehen. Psychologisch interessant, sonst eher langweilig.
Ich fand es seltsam, dass das Opfer auf der falschen Straßenseite ging und dass es in den letzten 29 Jahren anscheinend keinen Unfall verursacht hatte. Auch stellte sich heraus, dass das Fahrrad teilweise auf der Fahrbahn lag, sodass mehrere Autos daran geprallt oder darüber hinweggefahren sein müssen.
Welche zweite Sequenz hätte nachsynchronisiert werden sollen?
Vielen Dank für die Interpretation des offenen Endes.
Beim Lesen sind mir zwei Tippfehler aufgefallen.
1. In der fettgedruckten Einleitung sind "wie" und "wir" vertauscht.
2. In der Zeile nach dem Dialog wurde "verlässt" mit drei "s" geschrieben.
Hervorragender Krimi – fundiert und lebensnah – kein Klamauk oder tiefste Depression – einer der besten Tatort-Filme seit Jahren
Ungerechtes, aber im Ergebnis sehr realistisches Ende. Gute und empathische Darstellung der Gewissensbisse der verschied. Darsteller bw. Darstellerinnen.
Toller Tatort!! Spannung bis zum Schluss! Sehr interessantes Thema!
Danke.
Ein fesselnder Tatort aus Stuttgart mit einem sehr relevanten und gut aufgearbeiteten Thema. Das Seelenleben des Täters wurde hervorragend dargestellt und das Ende regt zu weiterem Nachdenken an. Das viel diskutierte Klischee um die Berufsgruppe der Rechtsanwälte sollte bei weitem nicht mehr so stark diskutiert und hier kritisiert werden. Mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung im Bereich der Beratung und täglicher Zusammenarbeit mit Anwälten erlaube ich mir die Meinung bilden zu dürfen, dass das Geschäftsmodell der Partnerschaften stark negative Charakterzüge stimuliert. Die Szenen in den Bürogebäuden waren absolut realistisch dargestellt. Mein einziger subjektiver Kritikpunkt war der finale Gewissensappell der Ermittler. Die universelle Moralhegemonie des Hauptkommissars Lannert ist wie in allen Stuttgarter Folgen schwer verdaulich.
Tragischer Schluss – toller Tatort aus Stuttgart. Weiter so!
Normalerweise sprechen mir die Kritiken der Autoren hier aus der Seele, auch deswegen besuche ich die Seite sehr gerne und oft. Allerdings kann ich die Einschätzung der heutigen Tatort-Folge leider überhaupt nicht nachvollziehen. Eine fast schon groteske Inszenierung, in der kaum etwas zusammenpasst. Allen voran die zum Teil peinlichen Dialoge, welche die Handlung nur selten voranbringen, gefolgt von unerklärlichen und zugleich lächerlichen Zeitsprüngen, die einen ratlos zurücklassen. Auch die eingestreuten humorvollen Momente wirken befremdlich und nehmen der tragischen Handlung die gebührende Ernsthaftigkeit. Die Figuren wirken z.T. fragwürdig überzeichnet (die Ehefrau, der Anwalt des Anwalts und nicht zuletzt die peinliche Komissarsanwärterin(!)), was eine gewollte Auseinandersetzung mit deren Situation schwierig bis unmöglich macht. Vielleicht liegt es auch an mir, aber dieser Tatort hat keinen Spaß gemacht.
Ich kann mich hier nur anschließen. Schade um die vergeudete Zeit
Ich mag keine Schulmeisterei. Langweilig und voraussehbar. Ist das der Erziehungsauftag der öffentlich-rechtlichen Anstalten? 3 von 10 Punkten
Was war das für ein Tatort?
-Eine hochschwangere Ehefrau, die ihren Mann dazu nötigt die Wahrheit zu verschweigen,
– die einer " Zeugin" eine Stellung aufdrängt, damit sie die Frau unter Kontrolle hat,
-das abfackeln des Tatfahrzeuges (kommt man wirklich so leicht auf ein Polizeigelände, wo Tatfahrzeuges zu Untersuchung stehen)
– Mal wird mit schwäbischen Dialekt gesprochen, dann wieder hochdeutsch?
– sind die Fingerabdrücke auf dem Cap ordentlich abgeglichen worden?
-auch muss ein Wildunfall gemeldet werden ( Bergung des verletzten Tieres
– das plötzliche auftauchen des Kommisaranwärterin
FAZIT: der ganzen Tatort ist eine Frechheit, die auf unsere kostet produziert wird.
Das Fahrzeug war noch nicht auf dem Polizeigelände, der Täter hat doch die Adresse des Verwerters nicht gefunden und die Kommissare auf morgen vertröstet!
Halo Angelika, 10 von 10 für Ihren Kommentar, noch verwunderlicher, daß sich 9,28 Mio dies angetan haben. Das war kein "tatort" sondern ein langweiliger 0815-Krimi.
Dass die hochschwangere Ehefrau nicht will, dass sich ihr Mann der Polizei stellt, fand ich eigentlich ganz realistisch. Sie will doch nicht riskieren, dass er jetzt womöglich für mehrere Jahre ins Gefängnis kommt und sie dann alleine da steht mit zwei Kindern und Baby.
Sehr realistisch toller Tatort ! 10 von 10!
Interessantes und wichtiges Thema – aber leider auf allen Ebenen schlechte Umsetzung, sodass das Potential dieser Problematik in keinster Weise zu tragen kommt.
Treffend kommentiert. Absolut auf den Punkt gebracht. Danke!
Da gebe ich dir vollkommen Recht!
90 min vergeudete Zeit, um sich dann so ein bescheuertes Ende reinzuziehen
Ist dieser Regisseur noch bei Trost einen solchen Schluss zu präsentieren? Reicht die tägliche Realität nicht in der Tagesschau den Leuten zu zeigen, dass die Welt ungerecht ist? Bravo!
Sehr ich ganz genauso. Man braucht sich nicht wundern, dass die Menschen immer weniger bereit sind, für Gerechtigkeit etwas zu riskieren oder auf Vorteile zu verzichten.
Super!!!?
Endlich mal wieder ein spannender Tatort !!Weiter so !
Was war da super? Der Tatort war, wie die anderen zuvor auch schlicht und einfach nur schlecht. Da hat einer mal über garnichts nachgedacht Die Storry ist einfach nur unglaubwürdig und peinlich, lächerlich. Vergeudete Zeit. Spannung = Null.
Ein zänkisches Weib und ein erfolgreicher, unter dem Pantoffel stehender Rechtsanwalt, der dumm genug ist sein Auto zu schrotten und dann noch anzuzünden. Völliger Unfug!
Laaaaangweilig! Keine Spannung, nic
Schreibe einen Kommentar