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Schutzmaßnahmen

Folge: 1220 | 1. Januar 2023 | Sender: WDR | Regie: Nina Vukovic

Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke
So war der Tatort:
Behauptet.
Allerdings nur im Hinblick auf den dünnen Unterbau des Kriminalfalls, denn im familiären Umfeld von Hauptkommissar Freddy Schenk (Dietmar Bär) machen die Filmemacher endlich mal Nägel mit Köpfen: Wir sehen nicht nur Schenks älteste Tochter Sonja (Natalie Spinell) wieder, die vor über 20 Jahren in Kinder der Gewalt und Licht und Schatten einen sehr kurzen und einen sehr langen Auftritt hatte. Wir lernen auch endlich seine Enkeltochter Frida (Maira Kellers) kennen, die Sonja Schenk 1999 heimlich im Bauch trug und von der der stolze Opa seinem Kollegen Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) in den vergangenen Jahren stets nur vorschwärmte (etwa in Unter Druck).
Als wir Dietmar Bär 2016 zum Interview trafen, äußerte er genau diesen Wunsch: „Ich wünsche mir, dass man wieder mehr von Freddy Schenks Familie sieht. Allerdings muss es intelligent im Drehbuch versteckt werden“, so der Schauspieler damals, und genau das findet in Schutzmaßnahmen statt. Sein Sorgenkind von einst steht der Glaubwürdigkeit zum Trotz in direktem Kontext zum Mordfall, weil es mittlerweile Restaurantbesitzerin in einem Kölner Szeneviertel ist: Sonja Schenk gehört die Gaststätte „Wunderlampe“, die nach einem Brandanschlag ausbrennt und in der der rechtsradikale Molotow-Cocktail-Schmeißer als bis zur Unkenntlichkeit verkohlte Brandleiche aufgefunden wird.
Im harmlosen Drehbuch von Tatort-Debütant Paul Salisbury nimmt die schwierige Beziehung von Familienvater Schenk zu seiner umtriebigen Tochter und seiner aufmüpfigen Teenie-Enkelin Frida viel Platz ein, und auch Sonjas Lebensgefährte Karim Farooq (Timur Isik), mit dem sie das Restaurant aufgrund seiner Kochkünste betrieben hat, will als Figur ausführlich eingeführt werden. Nur Schenks Ehefrau bekommen wir in diesem geradlinigen Tatort einmal mehr nicht zu Gesicht – so wie auch das Allermeiste, das als Hintergrund für den Mordfall dienen soll und häufig nur auf der Tonspur stattfindet. Ballauf formuliert das irgendwann so:

BALLAUF:
Das ist doch Hörensagen, Freddy. Komm, nimm dir mal ein paar Tage Urlaub.


In der Tat ist sehr vieles im 1220. Tatort nur Hörensagen – denn fast nichts von dem, was von all den Verdächtigen und Augenzeugen so behauptet wird, findet vor der Kamera auch wirklich statt. Keine Rückblenden, kaum Szenen hinter dem Rücken der Kommissare – bei genauerer Betrachtung gestaltet sich das Fundament der Geschichte ziemlich porös.
Exemplarisch zeigt sich dies an dem um seinen Sohn gebrachten Feinkosthändler Viktor Raschke (Manfred Zapatka, Der hundertste Affe), der angeblich das ganze „Veedel“ um Schutzgeld erleichtert und auch Sonja in seiner Hand hatte: Wir sehen einen rund 80-jährigen, nie trauernden Mann, der im Supermarkt mit seiner Enkelin Geburtstagstorten kauft und bei Drohgebärden Walnüsse knackt. Den gefürchteten Paten, dem die Filmemacher ihm in den Dialogen andichten, strahlt Raschke aber nicht aus. Auch sein aufbrausender Schläger-Sohn Marko (Paul Wollin, Inferno), der die Drecksarbeit für ihn erledigt, wirft lieber Körbe mit Ballauf, statt mal proaktiv Fressen zu polieren.
Und so kratzt dieser stellenweise recht menschenleere, während der Corona-Pandemie unter Regie von Tatort-Debütantin Nina Vukovic gedrehte Krimi nur an der Oberfläche: Das Veedel, in dem sein Herz schlagen soll, erhält nicht einmal einen Namen, seine austauschbaren Einwohner bringen kein Lokalkolorit in den Film. Themen wie Homosexualität unter Nazis oder Racial Profiling werden über Dritte oder in Nebensätzen abgefrühstückt, statt sie angemessen zu debattieren. Norbert Jütte (Roland Riebeling) darf im Präsidium nur Akten anreichen, Rechtsmediziner Dr. Roth (Joe Bausch) die üblichen Standardsätze äußern. KTU-Leiterin Natalie Förster (Tinka Fürst), um die sich im Vorgänger Spur des Blutes alles drehte, spielt praktisch keine Rolle.
Als klassischer Whodunit mit den obligatorischen zwei, drei Verfolgungsjagden funktioniert der erste Tatort des Jahres 2023 dennoch: Mit der verwitweten Bäckereibesitzerin Aylin Göktan (Günfer Çölgeçen) und der trinkfreudigen Kneipenwirtin und Hundeliebhaberin Ulla Waldstätt (Almut Zilcher, Finsternis), die herrlich alte Schlager in ihrer Kaschemme dudeln lässt, zählen noch zwei weitere Personen zum Kreis der Tatverdächtigen – die Auflösung der Täterfrage dürfte erfahrene Zuschauer aber kaum überraschen. Reizvoll ist das Ganze aber durchaus: Selbst Schenks Tochter und Enkelin könnten den Rechtsradikalen ins Jenseits befördert haben. Im Gedächtnis bleibt dieser Kölner Tatort daher vor allem durch seinen Fokus auf den Nachwuchs.
Bewertung: 5/10

😨 So dramatisch war Sonja Schenks vorheriger Tatort-Auftritt: Kritik zu „Licht und Schatten“

📅 Ausblick: Dieser Tatort läuft am nächsten Sonntag


Kommentare

40 Antworten zu „Schutzmaßnahmen“

  1. Der absolute Tiefpunkt der Serie.

  2. Miserables, klischeehaftes Drehbuch. Schauspieler*innen (Schenks Tochter!), die den arabisch-persischen Namen ihres Partners (Karim) zigmal falsch aussprechen (Regie?), alles zu dunkel. Bäckereibesitzerin Aylin Göktan (Günfer Çölgeçen) und Hundebesitzerin Ulla Waldstätt (Almut Zilcher) einzige schauspielerische Lichtblicke.

  3. Das Niveau dieses Tatorts ist auf Soap-Opera Standard gesunken. Die schauspielerischen Leistungen sind extrem schwach gepaart mit einem Drehbuch, das an Klischees und öffentlicher Meinungsbildung kaum zu übertreffen ist. Es fehlt dem Tatort seit langem an frischen Ideen, die der Grundidee der Reihe treu bleiben.

  4. Der allerschlechteste Tatort, einfach nur zum Kotzen ?, konnte man nicht zu Ende gucken. Freddy nutzte seine Position nur für einen privaten Rache-Feldzug, dabei waren Tochter und Enkelin selbst kriminell, pfui Teufel ?.

  5. Absoluter Schwachsinn, für so etwas bezahlt man noch Gebühren

    1. Nun ja, die Gebühren zahlt man ja auch für andere Sendungen, nicht nur für Tatort. Aber daß es überflüssiger Schwachsinn war sehe ich auch so.

  6. Ich kann diese ständige Gehirnwäsche durch die ARD nicht mehr ertragen.

  7. War die Besetzung der Tochter Schenks nicht zu alt? Da müßte Schenk schon 70 sein als Vater

    1. Avatar von Angelika

      Diese Frage hab ich mir auch gestellt. Aber es ist ein Film, da wollen wir mal nicht so pingelig sein ?

  8. Ich mag die Kölner, jedoch sieht die reale Welt genau anders aus und die Clans aus Albanien, Türkei, Russland usw herrschen überwiegend in diesem Milieu. Dachte man sich bei ARD, bloß nicht noch mehr Öl ins Feuer Gießen?

  9. Die Geschichte eines bös verdächtigten Persers, der zu gut ist für diese Welt. Um ihn herum böse einheimische Clanchefs und eine deutsche Versicherungsbetrügerin, der aber wegen des übergeordneten Motivs vom Kommissar verziehen wird. Vorbildlich wird, jedoch völlig zusammenhanglos, eine Schwulengeschichte eingebaut. Letzteres wird anscheinend stillschweigend als Standard für jede zweite Folge vorausgesetzt, hier jedoch mal glücklicherweise ohne unappetitliche Bettszene. Wann bekomme ich mal wieder einen spannenden Krimi ohne pädagogischen Erziehungshinweis?

  10. Ich fasse es nicht !
    Meine Lieblingsermittler !! Aber was war das denn ???

  11. Super Tatort !

  12. Ich habe den wohl entscheidenden Hinweis, der in schlechter Telefonqualität besprochen wurde, akustisch nicht verstanden. Sehr ärgerlich. Wie kamen die Kommisare denn nun auf die Täterin?

  13. Bin eingeschlafen !

  14. Der Anfang machte Hoffnung auf eine spannende Story. die Handlung und die Spannung nahmen dann aber in rasantem Tempo ab. Der Rest endete dann in einem völlig klischeehaften Rahmen.
    Trotzdem immer noch eines der besten Tatort Duos. Gehobenes Mittelmaß würde ich meinen.

  15. Plot von Anfang an bekannt. Böse Deutsche, gute Ausländer. Voilà.

    1. Wie immer halt….

    2. Stimme Ihnen absolut zu! 0von 5 !

  16. Avatar von Angelika

    ?das war Mal wieder ein sehr guter Tatort!
    Nachvollziehbar, Spannung bis zuletzt, klasse schauspielerische Leistung ! Und mal wieder ein gutes Beispiel dafür, daß nur wenige Leute Macht haben müssen, um ein ganzes Viertel unter Druck zu setzen um alles an sich zu reißen ?. Leider wie im wirklichen Leben ?

  17. Es ist mittlerweile unglaublich wie im öffentlich rechtlichen versucht wird Meinungen zu bilden. Vermeintliche Opfer dürfen mit Waffen drohen, Gesetzeshüter sind befangen. Am Schluss ist der deutsche Pate an allem Schuld. Mit welcher Brille schauen eigentlich die Verantwortlichen des öffentlich rechtlichen Rundfunks auf Ihre Produktionen?

    1. Ohne Brille und leider auch ohne die nötige Sehkraft.

    2. Ich bin vollumfänglich Ihrer Meinung!

    3. Wer schon anonym schreibt nehme ich nicht für voll!

  18. Kann mir jemand erklären, was das Motiv gewesen sein soll? Hundeliebe???

    1. Avatar von Angelika

      Wohl eher Angst ?

  19. Schaue nicht mehr, Schrott

  20. Avatar von Bernd Gräwe
    Bernd Gräwe

    Super Schauspieler…spannend..

  21. Und viel zu dunkel

  22. Avatar von Bernd Gräwe
    Bernd Gräwe

    Spannender Krimi….hervorragende Schauspieler…weiter so

  23. Lange keinen so langweiligen Tatort gesehen. Gefiel mir gar nicht.

  24. Ich mag die Kölner. Das heute war aber der schlimmste Tatort ever. Diese billige Verstrickung der Schenks, Tochter eine mieses Schauspielerin. Völlig unauthentisch, schlecht gemacht. 0 von 5 Sternen.

    1. So sehe ich das auch. Einfach nur schlecht gemacht. Die Tochter so schlecht gespielt. Ich habe echt gedacht am Neujahrs Sonntag kommt mal ein guter Tatort. Totale Enttäuschung

  25. Super!! Weiter so!!

  26. Langweilig

  27. Bis jetzt sehr unterhaltsam und spannend

  28. Für diesen Schrott zahlt man noch Fernsehgebühren, einfach eine Frechheit.

    1. Sehr konstruktiv, diese Kritik

  29. Sehr stromsparend – man hat auf viel Licht verzichtet…

    1. Furchtbar die Beleuchtung. Die Personen waren wie Scherenschnitte zu sehen. Immer im Gegenlicht.

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