Folge: 1254 | 26. Dezember 2023 | Sender: HR | Regie: Elke Hauck
Bild: HR
So war der Tatort:
Frustrationsintolerant.
Denn im Weihnachtstatort 2023, der als lupenreiner Sommerkrimi anders als stimmungsvolle Vorgänger wie Weihnachtsgeld oder Mord unter Misteln keinerlei Weihnachtsatmosphäre versprüht, dreht sich (fast) alles um einen jungen Mann, der Frustrationen mit Gewaltausbrüchen bewältigt: Der künstlerisch begabte Student Lucas (Béla Gábor Lenz) wird nachts von seiner Mutter Annette Baer(Jeanette Hain) im Bad der gemeinsamen Wohnung entdeckt, als er sich seine blutverschmierten Hände wäscht und ein blutgetränktes T-Shirt vom Oberkörper reißt. Was ist geschehen?
Ein gruseliger, sehr vielversprechender Auftakt zu einem Frankfurter Tatort, in dem kurz darauf die zum Blut gehörende obligatorische Auftaktleiche gefunden wird: Die feministische Gamerin Cara Mauersberger (Viktoria Schreiber), die sich als Influencerin Online-Anfeindungen ausgesetzt sah, liegt tot in ihrem Zuhause. Aber ist der tatverdächtige Lucas wirklich der Täter? Oder war er zur falschen Zeit am falschen Ort, nachdem jemand anders zugestochen hat – etwa der für die Hausverwaltung tätige Verschwörungserzähler Leon Hamann (Franz Pätzold, Heile Welt), der wie das 24-jährige Opfer aus Ostdeutschland stammt und sich Zutritt zu dessen Wohnung verschafft hat?
Genau das müssen die Hauptkommissare Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch), die von ihrem Assistenten Jonas (Isaak Dentler) sowie dem Kriminaltechniker Fred (Yung Ngo) unterstützt und nur noch ein weiteres Mal für die Krimireihe im Einsatz sein werden (→ weitere Informationen), herausfinden. Doch der Weg bis zur Auflösung gestaltet sich mühsam. Kommentare zu Gaming-Sessions wollen gelesen, Hate Speech der Follower analysiert und kryptische Nicknames realen Personen zugeordnet werden. Ein zähes Geschäft, das an Jonas und Fred hängen bleibt.
Mitreißend umsetzen lässt sich so etwas filmisch nur schwer. Kontrollverlust verliert sich in wenig aufregenden Recherchen, die dann auf Zetteln und Fotos an Wänden im Präsidium visualisiert werden müssen. Nach einer Dreiviertelstunde eröffnet Regisseurin Elke Hauck, die gemeinsam mit Sven Poser (Flash) auch das Drehbuch zu ihrem ersten Tatort geschrieben hat, in Mainhattan dann auch noch eine bemühte Ost-West-Schwurbler-Debatte. Sie bringt den Film kaum voran.
BRIX:
Dieser Hamann steckt kopfüber mit seinem Aluhut im Kaninchenbau.
JANNEKE:
Ich fand’s bezeichnend, wie der das alles so sieht.
BRIX:
Also mich machen solche Jungs verrückt. Egal ob Ost oder West. Der eine tickt aus, weil er zu kurz kommt, der andere wohnt im Hotel Mama und malt Weltuntergang.
JANNEKE: Hat vielleicht auch was mit der Mama zu tun?
Gamingthemen lassen sich spannender verfilmen – das bewies etwa der Münchner Tatort Game Over, in dem die Filmemacher auf eine Sportfilmdramaturgie setzten. In Frankfurt liegt der Schwerpunkt eher auf bisweilen recht kitschigen Dialogen („Kinder werden groß, das tut weh.“). Ein seltsamer Zufall ist es außerdem, dass sich die als Bildhauerin tätige Annette Baer mit ihrer Agentin Meral Yasha (Anita Iselin) und ihrem Rechtsanwalt Adrian Kämmerer (Thomas Sarbacher, Frohe Ostern, Falke) ausgerechnet im Café von Brix‘ Mitbewohnerin Fanny (Zazie de Paris) trifft: Während Brix sich von Baer um den Finger wickeln lässt, kann Fanny ein bisschen Mäuschen spielen. Praktisch.
Auch im Vergleich zum vielkritisierten Frankfurter Vorgänger Erbarmen. Zu spät., der große Teile des Publikums mit seiner anstrengenden Dunkel-Ästhetik und seinem überhöhten Blutregen-Finale auf die Palme brachte, liefert der 1254. Tatort zumindest einen soliden Whodunit. Die Auflösung der Täterfrage fällt mit Blick auf die Besetzung und die (viel zu) erdrückende Indizienlast gegen den aufbrausenden Lucas allerdings vorhersehbar aus. Und auch die Inszenierung wirkt bisweilen gekünstelt – etwa dann, wenn seine Mutter verkatert neben der Rotweinflasche aufwacht, die sie am Abend davor geleert hat, oder auf einer ihrer Skulpturen liegt, die kurz zuvor zertrümmert wurde.
Seine reizvollsten Momente hat Kontrollverlust dann, wenn Janneke und Brix nicht dabei sind: Das Mutter-Sohn-Drama bedient sich einiger Kniffe des Evil-Child-Genres und ist dank Lucas‘ labiler Psyche selten auszurechnen. Dass die tolle Jeanette Hain hier mal kein eiskaltes Biest (wie etwa in Scheinwelten), sondern eine kontrollsüchtige Löwenmutter spielt, tut dem Film gut. Auch Béla Gábor Lenz (Wir – Ihr – Sie) liefert in seinem zweiten Tatort eine starke Performance als Sonderling ab. Bis zum sehr theatralisch geratenen Finale zwischen den Scherben einer „Gipsarmee“ erscheint hier alles möglich – über das solide Mittelmaß hebt das den Krimi aber unterm Strich nicht mehr hinaus.
Gejammer über das Gendern hier gelesen, und schon bin ich wieder weg. Wenn ein kleines „*innen“ das größte Problem aus Sicht der Kommentatoren ist, kann es dem Land nicht so schlecht gehen, wie sie gerne behaupten.
War wieder mal langweilig….nicht spannend…..zu viele Dialoge ins blaue .War eher ein Theaterstück…. Das Ende der Geschichte war nicht überraschend…langweilig…..
Weit mehr als ein Mutter-Sohn-Drama. Der Titel Kontrollverlust und das Zitieren von Prof. Dirk Oschmann über die Benachteiligung der deutschen Bundesländer im Osten hat klar aktuelle Bezüge. Am Ende steht die Mutter vor dem Scherbenhaufen ihrer Geschichte. Der Sohn, endlich befreit vom Diktat der Mutter, geht eigene Wege. Ein Hoffnungsschimmer.
ich schließe mich leider an….langatmig….ohne merkliche spannung….versuchte flotte sprüche der ermittler……neee, echt keine herausragende tatort-unterhaltung.
Der Standard Tatort. Düster, langweilig, ohne jegliche Handlung, endlose Dialoge. So langsam reicht es. Es gibt hunderte bessere Krimis (schlechtere geht ja nicht) in den Mediatheken oder bei der Konkurrenz.
Also gut, die Bewertung vorab 1,5 Sterne – Gerede, Gerede, Gerede …hat es gut getroffen. Mal wieder gefreut – aber es wird einfach nicht besser 🙁
Einzig Béla Gábor Lenz – wirklich sehr gut und überzeugend gespielt… und finally: Gut dass das Team aufhört – wir erstmal wieder Peter Borgelt/DDR gucken – in schwarz-weiß -schön alt und klassisch – bei einer Tasse Bier! Gute Nacht.
Furchtbar langweiliger Tatort. Hatte mich wieder auf einen schönen Tatort Abend gefreut. Leider vertane Zeit!! Die Ermittler echt..naja. Gut das die demnächst aufhören.
Wie immer! Jannike und Brix kannst du vergessen. Der jähzornige Sohn und seine fürchterliche Mutter wurden dagegen vorzüglich schauspielerisch dargestellt. Ansonsten der übliche Tatort-Krampf, wie in den letzten Monaten üblich. Schade – 4 von 10 Punkten.
Es gab schon schlimmere Tatorte aus Hessen. Aber dieser war im Grunde sehr uninteressant. Haben dennoch bis zum Schluß zugeschaut, aber waren nicht böse wie's aus war. Die Täterfrage hat sich nicht gestellt, war nach 15 Minuten eh klar. Note 5 ist i.O.
Schreibe einen Kommentar