Bild:  MDR/MadeFor/Marcus Glahn

Welcher Tatort hat die höchste Einschaltquote – und welcher die niedrigste?

Hier erfährst du, welches Tatort-Team regelmäßig die besten Einschaltquoten holt – und welche Kommissare beim deutschen Publikum weniger beliebt sind.


Mit Blick auf die Einschaltquoten der letzten Jahre und Jahrzehnte ergibt sich beim Tatort ein eindeutiges Bild: Während ein Ermittlerduo regelmäßig achtstellige Einschaltquoten holt, erreichen die meisten anderen Tatort-Teams bei der Erstausstrahlung im linearen Fernsehen die 10-Millionen-Zuschauer-Marke nur selten. Ein Überblick.

 

Das beliebteste Tatort-Team

 
Der Tatort aus Münster, der zweimal im Jahr mit einer neuen Folge aufwartet, ist mit Blick auf die Einschaltquoten am Sonntagabend das mit Abstand beliebteste Team der Krimireihe. Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) erreichen mit ihren neuen Fällen meist zwischen 12 und 14 Millionen Zuschauer. 
 
Den bisherigen Höchstwert markierte der Münster-Tatort Fangschuss, den am 2. April 2017 stolze 14,56 Millionen Menschen einschalteten. Ihren größten Marktanteil schafften Thiel und Boerne mit der Jubiläumsfolge Ein Freund, ein guter Freund, die am 13. November 2022 sensationelle 41,5 Prozent aller Fernsehzuschauer in Deutschland erreichte. Das war der höchste gemessene Wert seit 1992 (siehe Abschnitt „Rekorde für die Ewigkeit“).

Frank Thiel (Axel Prahl) und Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) aus Münster.
Bild: WDR/Boris Breuer

Das zweitbeliebteste Team

 
Der Tatort aus Köln, der dreimal im Jahr läuft und wie die Fälle aus Münster seit über 20 Jahren vom WDR in Auftrag gegeben wird, folgt mit großem Abstand auf Platz 2. Auch er kommt oft auf achtstellige Zuschauerzahlen – so etwa beim Tatort Abbruchkante von 2023, beim Tatort Spur des Blutes von 2022, beim Tatort Der Tod der Anderen von 2021 oder beim Tatort Kein Mitleid, keine Gnade von 2020.
 
Die Kölner Hauptkommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) gehen seit 1997 gemeinsam auf Täterfang und zählen noch immer zu den beliebtesten Duos der Krimireihe. Standen die beiden in ihren Anfangsjahren noch für Action und Dramatik, überlassen die beiden zumindest in dieser Hinsicht mittlerweile anderen Teams das Feld und liefern meist solide, unaufgeregte Krimikost nach klassischem Whodunit-Muster.
 
Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) aus Köln.
Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke

Weitere beliebte Teams

 
In der Publikumsgunst folgen danach gut eineinhalb Dutzend weiterer Teams, bei denen die Einschaltquoten im Schnitt etwa gleichauf liegen. Ein eindeutiger „dritter Platz“ ist zumindest bei der Betrachtung über mehrere Jahre hinweg nicht auszumachen.
 
Egal ob München, Saarbrücken, Dresden, Kiel oder andere Tatort-Städte wie Dortmund, Frankfurt und Göttingen: Abhängig von der TV-Konkurrenz am Sonntag, den Vorab-Kritiken im Feuilleton, dem im Tatort behandelten Thema und dem Ausstrahlungstermin pendelt sich die Quote meist zwischen 8 und 10 Millionen Zuschauern ein. Auch das Wetter ist ein wichtiger Faktor: Bei schönem Wetter bleibt der Fernseher in vielen Haushalten aus – im Winter hingegen schalten oft mehr Menschen ein. Läuft ein Tatort am 2. Weihnachtstag oder am Neujahrstag, muss er sich etwa gegen quotenstarke Konkurrenz wie das beliebte Kitschformat „Das Traumschiff“ im ZDF behaupten.
 
Ausreißer nach oben (und unten) gibt es bei fast allen Teams: So lockten zum Beispiel der Stuttgarter Tatort Das ist unser Haus von 2021, der Berliner Tatort Meta von 2018 oder der Bremer Tatort Die Wiederkehr von 2015 ebenfalls mehr als 10 Millionen Zuschauer vor die Fernsehgeräte.
 
Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) aus Stuttgart.
Bild: SWR/Maor Waisburd

Weniger beliebte Teams

 
Während sich einige Teams nur einen Quoten-Ausrutscher nach unten leisten (etwa München mit dem Weihnachtstatort Mord unter Misteln von 2022, Hamburg mit dem Kino-Tatort Tschiller: Off Duty von 2018 oder Ludwigshafen mit dem Impro-Tatort Babbeldasch von 2017), haben es andere Ermittlerduos beim deutschen TV-Publikum traditionell schwerer.
 
Der meist künstlerisch angehauchte Tatort mit Ulrich Tukur zum Beispiel fährt oft weniger gute Quoten ein – gewinnt dafür aber Filmpreise. Die Gründe liegen auf der Hand: Teile des Publikums können mit den anspruchsvolle(re)n Arthouse-Krimis aus Hessen wenig anfangen. So fiel etwa der Film-im-Film-Tatort Wer bin ich? von 2015 bei den gerade einmal 7 Millionen Zuschauern durch, gewann beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen aber den Medienkulturpreis zur Würdigung qualitativ wertvoller Fernsehspiel-Produktionen. Auch von uns erhielt er die Höchstwertung.
 
Schon seit Jahrzehnten weniger beliebt sind außerdem die Tatort-Folgen aus der Schweiz: Die aktuellen Zürcher Ermittlerinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) erreichen in Deutschland „nur“ 6 bis 8 Millionen Zuschauer und bilden das Schlusslicht im Quoten-Ranking. Ihre Luzerner Vorgänger Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Riz Litschard (Delia Mayer) hatten es in Deutschland ähnlich schwer. 
 
Einen Teil dazu beitragen dürfte die Synchronisation der schwyzerdütschen Originalfassung, die sich oft hölzern gestaltet: Während im SRF der Schweizer O-Ton ausgestrahlt wird, läuft hierzulande die synchronisierte Version. Beim Wiener Ermittlerduo, bestehend aus Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser), bleiben der Schmäh und der Dialekt hingegen auch in Deutschland weitestgehend erhalten und die Einschaltquoten liegen höher.
 
Tessa Ott (Carol Schuler) und Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) aus Zürich.
Bild: SRF/Daniel Winkler

Nachlassende Teams

 
Während das Debüt eines neuen Tatort-Gespanns häufig für besonders hohe Einschaltquoten sorgt (man will ja schließlich wissen, welche neuen Gesichter da jetzt in der Krimireihe ermitteln), zeigt sich in den Jahren danach, wie beliebt die Kommissarinnen und Kommissare wirklich bei den Zuschauern sind. In den vergangenen Jahren ließ sich dies etwa beim Tatort aus Hamburg und beim Franken-Tatort beobachten.
 
Erreichten Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) mit seinem Erstling Feuerteufel von 2013 noch 10 Millionen und Nick Tschiller (Til Schweiger) und Yalcin Gümer (Fahri Yardim) im selben Jahr mit ihrem Tatort-Debüt Willkommen in Hamburg sogar stolze 12,5 Millionen Zuschauer, pendelte sich die Einschaltquote später deutlich niedriger ein. Den ersten Franken-Tatort Der Himmel ist ein Platz auf Erden sahen 2015 bei seiner TV-Premiere über 12 Millionen Menschen, danach sackte das Interesse an den Ermittlern aus Nürnberg ebenfalls ab.
 
Nick Tschiller (Til Schweiger) und Yalcin Gümer (Fahri Yardim) aus Hamburg.
Bild: NDR/Marion von der Mehden

Rekorde für die Ewigkeit

 
Die höchste Einschaltquote aller Tatort-Folgen wurde bereits im Jahr 1978 gemessen: Damals schalteten beim Stuttgarter Tatort Rot – rot – tot sage und schreibe 26,57 Millionen Menschen ein. Das entsprach einem Marktanteil von 65 Prozent (bei deutlich weniger Fernsehsendern als heute). Dieser Krimi gilt als erfolgreichster Tatort aller Zeiten und profitierte auch vom Auftritt des prominenten Hauptdarstellers Curd Jürgens. Ähnlich stark lief ein Jahr zuvor der Skandal-Tatort Reifezeugnis mit der jungen (und nackten) Nastassja Kinski, der 1977 mit gut 25 Millionen Zuschauern ebenfalls weit über den Werten heutiger Tatort-Folgen lag.
 
Den höchsten Marktanteil im wiedervereinigten Deutschland erreichte die Krimireihe 15 Jahre später: Mit 15,86 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 52,8 Prozent stellte der Hamburger Tatort Stoevers Fall im Jahr 1992 den noch immer gültigen Rekord nach der Wiedervereinigung auf. Bis heute wurde ein solcher Wert nicht mehr erreicht – was auch am deutlich ausgebauten Angebot der anderen Fernsehsender liegt. Die Streaming-Angebote von Netflix & Co. hingegen werden bei der Messung ebenso ausgeklammert wie die Aufrufzahlen der Tatort-Folgen in der Mediathek.
 
„Rot – rot – tot“ aus dem Jahr 1978.
Bild: SWR