Bild: WDR/Thomas Kost

Fiderallala

Folge 1299

6. April 2025

Sender: WDR

Regie: Isa Prahl

Drehbuch: Regine Bielefeldt

So war der Tatort:

Erinnerungsmanipulativ.

Gleich mehre Menschen gestehen in diesem Tatort, der nicht von ungefähr unter dem Arbeitstitel Ich gestehe gedreht wurde, nämlich einen Mord, den sie gar nicht begangen haben, obwohl sie fest daran glauben: Erst liegt der Student und Barkeeper Chris Haffmeister (Jonas Stenzel) mit einer rätselhaften tödlichen Stichverletzung vor der Hintertür eines Clubs, später ein wohlhabender Rentner tot in seiner viel zu großen Villa. Und auf der Zielgeraden gibt es sogar noch das Geständnis für einen dritten Mord, der gar nicht mehr stattfindet.

Liest sich kurios, und das ist es auch: Drehbuchautorin Regine Bielefeldt, die bereits für den schwachen Münster-Tatort MagicMom und den gelungeneren Fall Unter Gärtnern verantwortlich zeichnet, setzt die Publikumslieblinge der ARD erneut auf einen Kriminalfall an, der einem Realitätsabgleich nicht im Geringsten standhalten würde. Zuständigkeiten der Rechtsmedizin spielen da ebenso wenig eine Rolle wie Paragraphen des Mietrechts – Hauptsache, es darf bei der Antwort auf die Täterfrage mitgerätselt und gelacht werden.

Für den ersten lauten Lacher soll in Fiderallala, dessen Titel auf den Refrain des Kinderliedes Die Vogelhochzeit anspielt, mal wieder Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) sorgen: Nachdem er in Ein Fuß kommt selten allein mit Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) das Tanzbein schwang oder sich in Es lebe der König! beim Solo-Tanz in einer Ritterrüstung zum Affen machte, stürzt der eitle Forensiker diesmal im Kreise seiner Studierenden ab und grölt sein Fiderallala tanzend und sturzbesoffen durch den Club, hinter dem später zufälligerweise die Leiche liegt. Eine Sequenz, so durchgeplant wie witzlos, weil sie in ähnlicher Form schon zig mal dagewesen ist.

Auch der übermäßige Alkoholkonsum und Gedächtnisverluste, wie hier bei der an einem Filmriss leidenden Fraya Menke (Meira Durand, Für immer und dich), sind im Münster-Tatort wahrlich nichts Neues mehr: Während Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl), den Boerne unter einem deutlich witzigeren Vorwand auf die Party gelockt hat, sein Gedächtnis in Des Teufels langer Atem verliert und Boerne in Die chinesische Prinzessin unter Amnesie leidet, ist es diesmal eben eine Tatverdächtige. Zu tief ins Glas schauten Thiel und Boerne dafür etwa im Totalausfall Propheteus oder lallend in Rhythm and Love. Diesmal führt der Absturz ins Taxi von Herbert „Vaddern“ Thiel (Claus Dieter Clausnitzer) und auf Thiels Couch, obwohl der Professor nebenan wohnt und der Weg ins eigene Bett genauso weit gewesen wäre.

Fiderallala fühlt sich an wie ein aus alten Versatzstücken zusammengeschustertes Puzzle mit variierten Frotzeleien und Altherren-Witzchen, aber bar jeder Spannung. Dem seit Jahrzehnten relevanten Thema Wohnungsnot, das auch in Tote brauchen keine Wohnung, Die Liebe, ein seltsames Spiel oder Die dritte Haut behandelt wurde, wird das selten gerecht: Dass Studierende wie die tatverdächtige Kim Moser (Bineta Hansen, Die Kälte der Erde) auf einer Wiese zelten müssen, weil sie keine bezahlbare Bleibe finden, erzählt die seichte Krimikomödie nur am Rande. Stattdessen verwendet sie viele Minuten darauf, ein vorschnelles Kündigungsschreiben Boernes an seinen Mieter Thiel für Slapstick und vorhersehbare Peinlichkeiten zu verwenden. Und auch die recht beliebig in die Dialoge eingestreuten One-Liner des selbstverliebten Professors dürfen nicht fehlen.


BOERNE:
Wenn ich mir ein Brötchen mache, dann ist das wissenschaftlich belegt.

Unter Regie von Isa Prahl (Gefangen) hangeln sich Boerne und der diesmal auffallend heisere Thiel von Befragung zu Befragung, von Gag zu Gag und von Dienstfahrt zu Dienstfahrt – ein routinierter, durchaus kurzweiliger, ohne Überraschungen abgespulter Tatort, der aber zumindest nicht so nervt wie manch andere Nummernrevue aus Münster. Natürlich: Dass Boerne praktisch jeden Hausbesuch begleitet, sich als Psychologe versucht, bei der geständigen Lucy Osthofen (Luise von Stein) sogar einen Lügendetektor-Test durchführt und ihr Schizophrenie unterstellt, ist völlig absurd – man hat den frisch gekürten „beliebtesten Professor der Uniklinik Münster“ aber auch schon in bescheuerteren Situationen erlebt.

Rätselhaft bleiben im vorletzten Münster-Tatort mit Mechthild Großmann, die die Krimireihe noch im Jahr 2025 verlässt, neben der kniffligen, allerdings wenig glaubwürdigen Auflösung im Übrigen noch zwei andere Dinge: Warum Kollege Mirko Schrader (Björn Meyer) in der 1299. Ausgabe der Krimireihe nur wenige Sekunden zu sehen und sonst per Telefon zugeschaltet ist und warum die Maske die Druckstellen von Axel Prahls Brille über dessen Ohren so konsequent ignoriert. Fast in jeder Szene sieht Hauptkommissar Thiel aus, als hätte er gerade erst eine eng sitzende Sehhilfe abgenommen, die er im Münster-Tatort bisher äußerst selten getragen hat.

Bewertung: 4/10


Kommentare

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25 Antworten zu „Fiderallala“

  1. Der Münster-Tatort hat sehr viel Potential, nämlich Einsparpotential für den WDR. Würde man diesen Unsinn endlich einstampfen wäre allen geholfen.

  2. Absolut langweiliger aber dafür unsinnigenr Klamauk. Dünne Späßchen , blödsinnige Handlung und Null Spannung. So schafft sich Münster selber ab – kein Verlust. Da ist sogar jede Traumschiff-Folge interessanter.

  3. Alberner Klamauk statt Witz, an den Haaren herbeigezogene und zusammenpsychologisierte Handlung – schlechtester Münster-Tatort bislang. Sehr enttäuschend! Falls es den Drehbuchschreibern an originellen Ideen gebricht, bitte einfach mal klassischen Krimi ersinnen.

  4. Avatar von Sonja Redmer
    Sonja Redmer

    Ich gebe der Mehrheit recht. Der Tatort war der absolute Schwachsinn. Münster ist schon lange out.

    Am meisten stören mich mittlerweile alle Tatorte mit den persönlichen oder psychischen Problemen der Kommissare und die „Fortschreibung“ von solchen Stories.

    Neue Gesichter, neue Drehbuchschreiber müssen her.

    Was vorbei ist, ist vorbei.

  5. Superschwach, langweilig und bekloppter Unsinn – Münster hat fertig und kann verschwinden. Note -3 reicht völlig aus.

  6. Niveauloser Klamauk. Bin enttäuscht.

  7. Avatar von Anders Vonmühlen
    Anders Vonmühlen

    Der Herr Professor angelt sich inzwischen vornehmlich von Talkshow zu Quizzsendung und zurück, sein Kommissar mit alberndem Hütchen macht es ihm etwas spärlicher nach. Ach ja, und dann treten die lustigen Zwei zwischendurch auch noch zweimal im Jahr im Tatort auf. Leider! Drehbuch und Akteure würden inzwischen jeder Quatsch Comedy Show gerecht – mit entsprechendem Niveau und Unterhaltungswert. Der Münster-Tatort startete einst vor zwei Jahrzehnten fantastisch, hat sich zwischenzeitlich indes zu billigstem Klamauk gewandelt. Zur Sache, Schätzchen, it’s time to say Good bve.

  8. Weiss nicht so recht, was ich von dieser Folge halten soll. Startet vielversprechend, aber dann wird selbst für mich als Norddeutsche zuviel gepichelt. Aber im Grossen und Ganzen amüsant.

  9. Avatar von Dörthe

    Auch die nach wie vor hervorragend agierenden Schauspieler reissen da nix mehr raus.
    Gequirlter Schwachsinn, völlig unglaubwürdige Handlung und auf’s Auge gedrückte Diversität um jeden Preis.
    Schade, traurig, scheinbar Zeitgeist.
    Ab und an gibt es ja noch ein paar Wiederholungen alter b.z.w. ganz alter Folgen. Die der Neuzeit sind zu vernachlässigen.

  10. Avatar von Raimondo
    Raimondo

    Absoluter Durchschnitt. Unterhaltung ja, Krimi nein. Anschauen ja, aber danach sofort vergessen.

  11. Avatar von

    Wer hat denn nun den alten umgebracht?

  12. Avatar von

    Früher war der Tatort aus Münster mein absoluter Spitzenreiter. Aber gestern hat man aus einem ehemals sehr guten Krimi ein Witzfilmchen gemacht!
    Furchtbar fand ich Börne mit seinem dämlichen, hochnäsigen Gerede.
    Die Story war einfach nur unterirdisch. Eigentlich sehr schade!

  13. Avatar von Pilutzki
    Pilutzki

    Tatort = Leiche – Verdächtige – Aufklärung

    So ist der, vom Zuschauer gern gewollte, Ablauf.

    Aber um irgendein vermeintliches „junges“ Publikum den schwindenden Quoten entgegenzusetzen, lässt man sich immer mehr „Quatsch“ einfallen.
    Aber auch das junge Publikum will das nicht sehen/hören.

    Also, was hilft: back to the roots. Tatorte ohne Singsang und überdrehte Charaktere (Kommissare mit fragwürdigen Macken) . Krimi halt.

    Wir schalten schon so manche Ausgabe nicht mehr ein. Murot und Co.
    Und auch der Münsteraner gehörte eigentlich dazu. Gestern mal wieder versucht. Nee, geht nicht mehr. Alte Kamellen wieder aufgewärmt. Also: nächste Folge nicht gucken

  14. Avatar von Petra Sarlette-Nanassy
    Petra Sarlette-Nanassy

    Wer ist auf die Idee gekommen, den Tatort Münster auf die psychedelische Ebene zu heben, seit einigen Folgen nun schon? Es ist vollkommener Quatsch und noch dazu schlecht recherchiert. Es gibt Unmengen an Regiefehlern. Die weitere Handlung bei Fiderallala bestand aus niveaulosem Klamauk. Warum keine klassischen Themen – die Guten, die Bösen und eine spannende Suche.
    In meinem persönlichen Tatort Ranking ist Münster mittlerweile auf den Abstiegsplätzen gelandet. ARD bitte nachdenken, Danke!

  15. Avatar von

    Klamauk. Aber, etwas Gutes haben Tatorte doch: Als Einschlafhilfe sind sie gesünder als Schlaftablette.

  16. Avatar von

    Der Tatort kann einfach nicht mehr überzeugen und ist weit weg von jeglicher Realität.
    Schade eigentlich, war früher immer ein Fan von der Serie.
    Jetzt lieber Schwarzwaldkrimi oder Ingo Thiel mit Heiner Ferch.
    Bin jetzt fertig mit dem Tatort, reine Zeitverschwendung.

  17. Avatar von Ampadu Gyane
    Ampadu Gyane

    Endlich mal wieder ein Tatort,wo man auch etwas schmunzeln kann. War auch so recht gut. Besser als den anderen Qatsch den man neistend vorgestzt bekommt. Herzlichen Glückwunsch, habe mich bestens unterhalten gefühlt.

    1. Avatar von Hansen-Stöter
      Hansen-Stöter

      Einfach nur peinlich! Halten die uns Zuschauer für so bescheuert, uns so einen Klamauk vorzusetzen? Hirn- und an Substanz fehlendes Niveau! Die Sender sollten unsere Gebühren weniger für die uferlosen und horrenden Gagen von Moderatoren und Schauspielern ausgeben und dafür mehr auf geistvolle und künstlerische Unterhaltung setzen! Und nicht immer dieselben Schauspieler nehmen, auch mal unbekannten jungen Talenten eine Chance geben! Kein Bock mehr auf die immer gleichen Gesichter……!
      Dagmar Hansen-Stöter, Buxtehude
      77 Jahre alt

  18. Avatar von Christa

    Die schlechte Kritik mit 4 von 10 hat diese Folge aus Münster nicht verdient, 6 von 10 würde ich geben. Ja, die Auflösung ist etwas unlogisch. Persönlich finde ich das Ende weit hergeholt. Aber dieser Tatort war über weite Strecken unterhaltsam. Die Kabbeleien und Dialoge zwischen Boerne und Thiel, Boerne und Haller und nicht zu vergessen StAin Klemm haben mir sehr gefallen. Boernes Experimente zur Manipulation der Erinnerung hochinteressant. Zum Schmunzeln die Bemühungen, das Kündigungsschreiben wieder zu bekommen.
    Hier deutlich eine der besseren Folgen des Tatort, kein Vergleich mit der Schwarzwaldfolge vor zwei Wochen.

  19. Avatar von

    Besser als die letzten Tatorte aus Münster, aber weit entfernt vom früheren Niveau. 6/10

  20. Avatar von Sandra Schneider
    Sandra Schneider

    Ich finde das Team Thiel Börne Hallwarich und Klemm ,am allerbesten!
    Jeder Tatort mit ihnen ist Kult ,so auch Fiderallala.
    Diese Charakter sind einfach sympathisch.
    Mehr davon bitte .
    LG Tatort Junkie Münster

    1. Avatar von Nadine

      Wer oder was ist Hallwarich? 😀

      1. Avatar von Barbara

        Gemeint ist wohl der Spitzname von Frau Haller, „Alberich”.
        Die Verfasserin kennt eventuell die Mitwirkenden der Nibelungen nicht oder hat sich verhört.

  21. Avatar von

    Schwach, absoluter Blödsinn. Kein Vergleich mit Faber vorige Woche. Der war Klasse aber Münster ist inzwischen nur noch langweiliger Quatsch.

  22. Avatar von Christian
    Christian

    Es mag jetzt gemein klingen, aber wie bei der Henne und dem Ei war mir beim Tatort Münster eh noch nie klar, ob man Sofazombie sein muss, um ihn einzuschalten, oder ob er einen zum Sofazombie macht. Mittlerweile erträgt man wirklich keine 30 Sekunden mehr. ARD, bitte Stecker ziehen!

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