Tatort aus München: Batic und Leitmayr gehen nach 100 Fällen in den Ruhestand

Es ist offiziell: Das Münchner Tatort-Duo Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) geht im Jahr 2026 in den wohlverdienten Ruhestand. Hier erfährst du die Hintergründe und den Fahrplan bis zu ihrem letzten Fall.


Bild: BR/NEUESUPER GmbH/Hendrik Heiden

Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) sind nicht nur eines der beliebtesten, sondern auch das Tatort-Duo mit den meisten Einsätzen überhaupt. Nun steht das Ende dieser erfolgreichen Tatort-Ära fest: Wie der Bayrische Rundfunk am 16. Januar 2024 bekanntgegeben hat, werden die beiden genau 100 Fälle machen, ehe sie sich nach über 30 Jahren aus dem Dienst für die Krimireihe verabschieden. Sieben weitere Fälle mit Batic und Leitmayr werden bis dahin ausgestrahlt.

Das sagt der Bayerische Rundfunk dazu

Bettina Ricklefs, Programmbereichsleiterin Spiel-Film-Serie, wird in der Pressemitteilung des BR so zitiert: „Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec schreiben mit ihrer absoluten Hingabe und eindrucksvollen Schauspielarbeit längst deutsche Fernsehgeschichte. Wir sind stolz auf diese einzigartige Zusammenarbeit und freuen uns riesig auf noch zwei weitere Jahre! 99 Tatorte sollten es aus ihrer Sicht werden. Wir konnten die beiden dazu bewegen, die 100 vollzumachen.“ 
Das Publikum darf sich noch auf einige Fälle mit Batic und Leitmayr freuen: Mit dem BR haben Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl für 2024 und 2025 sechs Filme verabredet, ehe sich die Kommissare nach 35 Jahren mit 100 Fällen vom Dienst verabschieden. Welche Tatort-Folgen sich momentan in Produktion befinden, steht in unserem → Drehspiegel zum Münchner Tatort
Wer nach dem Ende dieser Münchner Tatort-Ära ab 2026 neu in das Team an der Isar kommt, will der Sender „in Ruhe entscheiden und zu gegebener Zeit bekanntgeben“. Offen ist auch, ob der deutlich jüngere Oberkommissar Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer), der seit 2014 an der Seite von Batic und Leitmayr ermittelt, über 2025 hinaus im Tatort zu sehen sein wird.

Das sagen die Schauspieler zu ihrem Tatort-Ende

Miroslav Nemec wird in der Pressemitteilung so zitiert: „Als Tatort-Hauptkommissare haben Udo und ich in den letzten Jahren einige echte Polizeikollegen und einen Münchner Polizeipräsidenten mit in den Ruhestand verabschiedet. Die waren alle etwas jünger als wir. Für uns ein guter Anlass, ebenfalls irgendwann ‚Servus‘ zu sagen. 93 Fälle haben wir als Ivo Batic und Franz Leitmayr bisher gelöst. Also suchten wir zum Abschied augenzwinkernd eine ‚magische Zahl‘: 99 war der Favorit. Doch die Verantwortlichen des BR boten uns – wenn wir wirklich gehen wollen – eine ‚runde‘ Zahl an: die 100. Da wir uns in diesem Fall nicht in der Mitte treffen konnten, also bei 99,5, haben wir uns auf die runde 100 geeinigt. Und bis dahin gehen wir wie gehabt auf Mörderjagd“, so der Schauspieler.
Ivo Batic (Miroslav Nemex) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) in ihrem ersten Tatort „Animals“ von 1991.
Bild: BR/Bavaria Film GmbH

Auch sein langjähriger Tatort-Partner Udo Wachtveitl äußert sich ausführlich zu seinem Abschied: „Der Tatort ist das längste gschlamperte Verhältnis, das ich je hatte. Die Mauer war so gerade gefallen, als der BR uns für wenigstens sechs Folgen verpflichten wollte. Das war uns viel zu lang, viel zu unübersichtlich. Man einigte sich auf das berühmte ‚Jetzt-schau’n-mer-mal‘, die lebenspraktische Essenz eines erst kürzlich verschiedenen großen Münchner Philosophen, auch ein Franz. Und dann haben wir geschaut, über dreißig Jahre lang. Die Zuschauer auch, zum Glück. Doch wie verabschiedet man sich aus einem so stabilen gschlamperten Verhältnis? Ein dramatischer Tod? Dafür leben der Ivo, der Franz, der Miro und ich zu gern. Aber wir sind auch nicht Keith Richards und Mick Jagger, die mit 80 noch arbeiten müssen. Trotzdem, die 100 machen wir schon noch voll, versprochen. Folgen, nicht Jahre, keine Sorge. Wir freuen uns darauf.“
Ein Filmtod der beliebten Kommissare ist also wohl nicht zu erwarten – und man darf gespannt sein, welchen Abschied die Redaktion des BR sich für die beiden Tatort-Urgesteine einfallen lässt. Ein lesenswertes Interview mit Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl mit weiteren Statements zum nahenden Abschied ist am 16. Januar 2024 in der TZ erschienen.

Batic und Leitmayr ermitteln seit 1991

Der erste Tatort mit Ivo Batic und Franz Leitmayr ging am 1. Januar 1991 auf Sendung – damals ahnte noch niemand, dass die zwei Münchner Hauptkommissare der öffentlich-rechtlichen Krimireihe noch über 30 Jahre erhalten bleiben. An diesem Neujahrstag waren die Münchner Hauptkommissare kurz nach der deutschen Wiedervereinigung erstmalig für den Bayerischen Rundfunk im Tatort Animals zu sehen. In den Jahren danach kamen über 90 Fälle dazu. Bis heute sind Batic und Leitmayr damit das Tatort-Team mit den meisten Einsätzen. Pro Jahr gibt der Bayerische Rundfunk drei neue Tatort-Folgen mit den Münchner Kriminalisten in Auftrag.
Gingen die beiden in ihrer ersten Folge noch zu zweit in der Stadt an der Isar auf Mördersuche, erhielten sie ab der zweiten Folge Unterstützung von ihrem Assistenten Carlo Menzinger (Michael Fitz). Der blieb Batic und Leitmayr bis 2007 als treuer Kollege erhalten, ehe er sich im Tatort Der Traum von der Au nach Thailand verabschiedete. 2013 feierte Menzinger im Tatort Macht und Ohnmacht noch einmal ein kurzes Comeback. Seit 2014 und dem überragenden Tatort Am Ende des Flurs, der von uns die Höchstwertung erhielt, stellte der BR Batic und Leitmayr dann den deutlich jüngeren Kollegen Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer) zur Seite. 
Nicht mehr die Jüngsten: Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, l.) und Ivo Batic (Miroslav Nemec, r.) mit ihrem deutlich jüngeren Kollegen Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer), der ihnen wie hier im Tatort „Hackl“ bisweilen auch technische Details erklärt.
Bild: BR/Tellux Film GmbH/Hendrik Heiden

Batic und Leitmayr haben in ihren über 30 Dienstjahren nicht jeden Fall aufklären können: Im vieldiskutierten und vielgelobten Tatort Der tiefe Schlaf von 2012 etwa blieb die Täterfrage offen. Dafür zählen Dutzende Folgen aus München zu den Highlights der seit 1970 bestehenden Krimireihe: Unserer Redaktion gefielen unter anderem die Folgen Frau Bu lacht von 1995, Der oide Depp von 2008, Nie wieder frei sein von 2010 oder Unklare Lage von 2020 sehr gut. 
Nicht von ungefähr waren die altgedienten Kommissare aus München auch zum 50-jährigen Tatort-Jubiläum in der gelungenen Doppelfolge In der Familie (1) und In der Familie (2) gemeinsam mit den Kollegen aus dem Dortmunder Tatort zu sehen..

Werden Batic und Leitmayr noch von Ballauf und Schenk eingeholt?

Mit Blick auf die meisten Fälle folgen auf Rang 2 nach Ivo Batic und Franz Leitmayr die Kölner Tatort-Kollegen Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär), die es auf ein paar Fälle weniger bringen und ebenfalls dreimal im Jahr im Einsatz sind: Ihr gemeinsames Debüt gaben die Hauptkommissare aus der Domstadt im Jahr 1997 im Tatort Willkommen in Köln, in dem Ballauf noch Schenks Vorgesetzter ist und ihm die Beförderung vor der Nase wegschnappt. 
Was viele Tatort-Fans nicht wissen: Max Ballauf war auch schon vor seinem Dienstantritt in Köln acht Mal als Ermittler in einem Tatort aus NRW zu sehen – von 1992 bis 1994 allerdings noch an der Seite von Kommissar Flemming (Martin Lüttge) in Düsseldorf. Auch für Max Ballauf ist die Marke von 100 Tatort-Einsätzen daher noch im Bereich des Möglichen. Schauspieler Klaus J. Behrendt war darüber hinaus auch schon 1990, also zwei Jahre vor seiner erfolgreichen Zeit als Max Ballauf, in einer Nebenrolle in einem Duisburger Tatort mit von der Partie.
Schon 1997 nicht immer einer Meinung: Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) in ihrem ersten gemeinsamen Tatort „Willkommen in Köln“.
Bild: WDR

Die dienstälteste Tatort-Kommissarin kommt im Übrigen weder aus München noch aus Köln: Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) bringt es zwar auf deutlich weniger Einsätze als ihre Kollegen aus Bayern und Nordrhein-Westfalen, feierte ihre Feuertaufe aber bereits 1989 im Ludwigshafener Tatort Die Neue. Batic und Leitmayr traten erst ein gutes Jahr später ihren Dienst an der Isar an.
Weil der damalige Südwestfunk (SWF) und der heutige Südwestrundfunk (SWR) nur zwei Folgen mit Lena Odenthal pro Jahr in Auftrag gaben und geben, wurde die Ermittlerin aus der Kurpfalz mit Blick auf die Anzahl ihrer Tatort-Einsätze aber schon schon schnell von Batic und Leitmayr und später auch von Ballauf und Schenk „überholt“.

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